Nass- und Trockenfräsen sind zwei grundlegende Techniken, die in der digitalen dentalen Fertigung eingesetzt werden, um Restaurationen wie Kronen, Brücken, Inlays, Onlays und Implantatkomponenten zu fräsen. Beide Verfahren werden mit Dentalfräsmaschinen durchgeführt und sind integrale Bestandteile von CAD/CAM-Workflows. Die Wahl zwischen Nass- und Trockenfräsen hängt vom zu verarbeitenden Material, der gewünschten Oberflächenqualität, der Geschwindigkeit und der Art der endgültigen Restauration ab.
Dentalfräsen bezeichnet den subtraktiven Herstellungsprozess zur Erstellung dentaler Restaurationen durch Schneiden und Formen von Blöcken oder Scheiben aus Materialien wie Zirkonoxid, Glaskeramik, PMMA oder Kompositkunststoffen. Diese Restaurationen werden digital in CAD-Software entworfen und anschließend über CAM-gesteuerte Dentalfräsmaschinen gefertigt.
Beim Trockenfräsen wird das Material ohne Kühl- oder Schmierflüssigkeit bearbeitet. Es wird typischerweise eingesetzt für:
• Vorgesintertes Zirkonoxid
• PMMA (Polymethylmethacrylat)
• Wachs
• Kompositkunststoffe
Vorteile des Trockenfräsens:
• Kein Kontaminationsrisiko durch Flüssigkeiten
• Sauberer Arbeitsablauf – kein Trocknen nach dem Fräsen erforderlich
• Schnellere Einrichtung und Umrüstung
• Ideal für weiche, vorgesinterte Materialien
Nachteile:
• Erzeugt mehr Staub, erfordert starke Absaugung und Filterung
• Kann mehr Wärme erzeugen, was bei unzureichender Kontrolle die Materialintegrität beeinträchtigen kann
• Auf bestimmte Materialien beschränkt (z. B. nicht empfohlen für Glaskeramiken)
Beim Nassfräsen wird ein Wasserstrahl mit einem Kühlmittel (meist auf Öl- oder Glykolbasis) eingesetzt, um Wärme und Reibung während des Fräsprozesses zu reduzieren. Es wird hauptsächlich eingesetzt für:
• Glaskeramiken (z. B. IPS e.max CAD)
• Zirkonoxid (vollgesintert)
• Metalllegierungen
• Hybridkeramiken
• Komposite, die eine glatte Oberfläche erfordern
Vorteile des Nassfräsens:
• Überlegene Oberflächenqualität
• Reduzierter Werkzeugverschleiß
• Minimierte Mikrorisse oder Absplitterungen, insbesondere bei spröden Materialien
• Ermöglicht das Fräsen härterer und vollgesinterter Materialien
Nachteile:
• Erfordert Trocknungszeit nach dem Fräsen
• Mehr Wartungsaufwand aufgrund der Kühlmittelhandhabung
• Höhere Betriebskosten durch Flüssigkeitssysteme und Filterung
Merkmal | Trockenfräsen | Nassfräsen |
---|---|---|
Materialien | Zirkonoxid (vorgesintert), PMMA, Wachs | Glaskeramiken, Hybridkeramiken, Metalle |
Kühlmittel | Nein | Ja (Wasser + Schmiermittel) |
Oberflächenfinish | Mittel | Hoch |
Werkzeugverschleiß | Höher | Geringer |
Nachbearbeitung | Minimal | Erfordert Trocknen |
Staub-/Flüssigkeitshandling | Erfordert Absaugsystem | Erfordert Flüssigkeitsmanagementsystem |
Maschinenkosten | Geringer | Etwas höher |
Wann Trockenfräsen wählen
Trockenfräsen ist ideal für:
• Vorgesinterte Zirkonoxid-Gerüste
• Temporäre Restaurationen aus PMMA oder Komposit
• Wax-ups für diagnostische Zwecke
• Hochvolumige Produktionslabore mit optimierten Trocken-Workflows
Wann Nassfräsen wählen
Nassfräsen wird empfohlen für:
• Glaskeramik-Restaurationen mit hohen ästhetischen Anforderungen
• Endgültige Restaurationen, bei denen die Oberflächenintegrität entscheidend ist
• Implantatgetragene Komponenten aus Hybridmaterialien
• Polychromatische oder mehrschichtige Keramiken
Viele moderne Dentalfräsmaschinen unterstützen sowohl Nass- als auch Trockenmodi und bieten damit Flexibilität und Effizienz:
• imes-icore CORiTEC 250i
• Roland DWX-52DCi
• Amann Girrbach Ceramill Motion 2
• vhf R5
Diese Systeme sind mit automatischen Werkzeugwechslern, intelligenten Absaugsystemen und Selbstreinigungsfunktionen ausgestattet und eignen sich für mehrmaterialige, hochpräzise Fräsarbeiten.
Maschinen regelmäßig reinigen und kalibrieren, um Kreuzkontamination zu vermeiden.
• Separate Fräser für Nass- und Trockenmaterialien verwenden.
• Spindeltemperatur und Kühlmittelqualität überwachen.
• Trockenfräsbereiche mit effizienter Filterung staubfrei halten.
Die Wahl zwischen Nass- und Trockenfräsen in dentalen CAD/CAM-Workflows ist entscheidend, um optimale Ergebnisse in Bezug auf Materialintegrität, Oberflächenqualität und Betriebseffizienz zu erzielen. Jede Technik hat ihre idealen Einsatzgebiete, und viele Dentallabore profitieren davon, je nach Material und Restaurationstyp beide Verfahren einzusetzen. Das Verständnis der Stärken und Grenzen jeder Methode hilft Zahnmedizinern und Zahntechnikern, bestmögliche klinische Ergebnisse zu erzielen und die Produktivität zu maximieren.