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Totalprothese Herstellung: Traditionelle und digitale Methoden

| Wissen

Erfahren Sie mehr über die Herstellung von Totalprothesen – von traditionellen Methoden bis hin zu digitalen Technologien. 

1. Totalprothese: Meisterhafte Herstellung für perfekten Sitz

Die Herstellung von Totalprothesen ist ein wichtiger Bereich der Zahnmedizin, der durch fortlaufende Innovationen geprägt ist. Zahnlosigkeit kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Essen, Sprechen und Lachen werden zur Herausforderung. Eine Totalprothese kann hier Abhilfe schaffen, indem sie die fehlenden Zähne ersetzt und somit die Kaufunktion und das Aussehen wiederherstellt. Dieser Artikel gewährt einen umfassenden Einblick in traditionelle und moderne Herstellungsmethoden von Totalprothesen und zeigt auf, wie moderne Technologien das Feld der Totalprothetik revolutionieren.
 

1.1 Grundlagen der Totalprothesen

Definition 
Eine Totalprothese, auch als Vollprothese (im Volksmund „Gebiss“ oder „dritte Zähne“) bekannt, ist ein vollständiger Gebissersatz, der dazu dient, das gesamte natürliche Gebiss eines Patienten abzubilden. Sie wird bei Personen verwendet, die aufgrund von Zahnverlust, Krankheiten oder Verletzungen keine natürlichen Zähne mehr besitzen. Die Totalprothese besteht aus einer Basis, die das Zahnfleisch und den Kieferknochen imitiert und aus einem biokompatiblen Kunststoff wie Acryl gefertigt wird, sowie aus künstlichen Zähnen, die in die Basis eingelassen sind. 

Ziel und Funktionen von Totalprothesen
Das Ziel einer Totalprothese ist es, fehlende Zähne und den abgebauten Kieferknochen im Ober- und /oder Unterkiefer zu ersetzen. Hierbei erfüllen Totalprothesen verschiedene Funktionen:

1. Stärkung des Selbstwertgefühls und der Lebensqualität
Totalprothesen stellen das natürliche Aussehen des Gebisses wieder her und verbessern damit das Selbstbewusstsein und die Lebensqualität der Träger. Sie sorgen für eine natürliche Gesichtsform, indem sie den Raum ausfüllen, der durch den Verlust der natürlichen Zähne entstanden ist. 

2. Wiederherstellung der Kaufunktion und Verbesserung der Sprachfunktion
Sie ermöglichen es den Benutzern, Nahrung effektiv zu kauen und zu zerkleinern, was essentiell für die Verdauung ist. Die Herstellung und Anpassung einer Totalprothese erfordern ein hohes Maß an Fachwissen und Präzision, da sie individuell an die Mundstruktur jedes Patienten angepasst werden müssen, um maximalen Komfort und Funktionalität zu gewährleisten. Totalprothesen helfen auch bei der korrekten Aussprache und unterstützen die Artikulation. 

3. Stärkung der Gesichtskonturen und Verhinderung des Knochenabbaus im Kieferbereich
Indem sie die korrekte Ausrichtung des Kiefers unterstützen, helfen Totalprothesen, die Struktur des Gesichts zu erhalten und verhindern weiteren Knochenabbau im Kieferbereich, der oft nach Zahnverlust eintritt.

Abschließend lässt sich festhalten, dass Totalprothesen die Lebensqualität von Patienten ohne Zähne signifikant steigern, indem sie das Kauen und Sprechen vereinfachen, das Selbstwertgefühl und die Gesichtsästhetik erhöhen und zudem die Gesundheit des Kieferknochens fördern.

1.2 Zielgruppe für Totalprothesen

Die Zielgruppe für Totalprothesen umfasst hauptsächlich Personen, die wie bereits erwähnt einen vollständigen Verlust ihrer natürlichen Zähne erlebt haben, entweder in einem oder beiden Kiefern. Hier sind einige spezifische Gruppen, die häufig Totalprothesen benötigen:

Ältere Erwachsene: Mit zunehmendem Alter können Menschen aufgrund verschiedener Ursachen, wie Zahnfäule, Zahnfleischerkrankungen oder Verletzungen, ihre natürlichen Zähne verlieren. Totalprothesen sind eine häufige Lösung, um die Funktion und Ästhetik des Mundes in dieser Altersgruppe wiederherzustellen.

Personen mit umfassendem Zahnverlust: Einige Menschen verlieren bereits in jüngerem oder mittlerem Alter alle ihre Zähne. Ursachen hierfür können genetische Bedingungen, ernährungsbedingte Mängel, bestimmte Krankheiten oder Unfälle sein.

Patienten mit erheblichen Zahnfleisch- und Knochenproblemen: Personen, bei denen das Zahnfleisch und der Knochen stark zurückgegangen sind und die keine Kandidaten für Implantate oder andere zahnärztliche Eingriffe sind, können ebenfalls von Totalprothesen profitieren.

Personen, die nach kostengünstigen Lösungen suchen: Im Vergleich zu anderen zahnmedizinischen Behandlungen wie Implantaten können Totalprothesen eine kostengünstigere Option für den vollständigen Zahnverlust darstellen.

Die Entscheidung für Totalprothesen ist oft eine Kombination aus funktionellen und ästhetischen Überlegungen, und sie bietet eine praktikable Lösung, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
 

1.3 Materialien

Totalprothesen sind vorrangig aus PMMA hergestellt, einem speziellen rosa Kunststoff, der in der medizinischen Anwendung für Zahnersatz weit verbreitet ist. Über PMMA hinaus finden auch andere Kunststoffsorten wie Acrylate, Polycarbonate und Polyamide Anwendung, die insbesondere für die Fertigung prothetischer Elemente wie Polster, Stützstrukturen und Haltevorrichtungen verwendet werden.

Darüber hinaus kommen für das Gerüst und die Halterungen von Teilprothesen Metalllegierungen zum Einsatz, einschließlich solcher aus Kobalt-Chrom. Titan wird ebenfalls für seine Langlebigkeit und Festigkeit geschätzt, insbesondere in Zahnimplantaten, die zur Verbesserung der Stabilität von Totalprothesen beitragen.

Die Entscheidung für das passende Material wird je nach individuellem Bedarf des Patienten getroffen. Eine sorgfältige Erörterung der Vor- und Nachteile verschiedener Materialien zwischen dem Zahnarzt und dem Patienten ist entscheidend, um die ideale Wahl zu treffen.
 

1.4 Traditionelle (Analoge) Herstellungsmethoden

Der traditionelle Herstellungsprozess bei Totalprothesen basiert auf handwerklichen Techniken, die langjährig erprobt sind und eine hohe Anpassungsfähigkeit an individuelle Patientenbedürfnisse ermöglichen. Der Ablauf dieses Prozesses lässt sich wie folgt darstellen:

1. Erstuntersuchung und Behandlungsplanung (Zahnarztpraxis):
Zu Beginn des Prozesses führt der Zahnarzt oder Zahntechniker eine umfassende Untersuchung des Mundraums des Patienten durch, um die allgemeine Gesundheit des Mundes zu beurteilen und spezifische Anforderungen festzustellen. Dabei wird geprüft, ob Totalprothesen geeignet sind, und ein individueller Behandlungsplan erstellt.

2. Situationsabformung (Zahnarztpraxis):
In der Zahnarztpraxis wird eine Abformmasse verwendet, um einen genauen Abdruck des Ober- und Unterkiefers des Patienten zu erstellen. Diese Situationsabformung dient als Grundlage für die Erstellung eines initialen Modells des Gebisses.

3. Situationsmodelle (Dentallabor):
Die Abformungen werden dann an ein Dentallabor gesendet, wo daraus Situationsmodelle des Kiefers gefertigt werden. Diese Modelle dienen als Vorlage für die Gestaltung der Prothese und ermöglichen es dem Zahntechniker, die Größe und Form des künftigen Zahnersatzes mittels Herstellens eines individuellen Abformlöffels aus Kunststoff für die spätere Funktionsabformung des künftigen Zahnersatzes genau anzupassen.

4. Funktionsabformung (Zahnarztpraxis):
Nach der ersten Bewertung der Situationsmodelle erfolgt die Funktionsabformung. Diese ist detaillierter und zielt darauf ab, die genauen Konturen der Mundhöhle und insbesondere des Zahnfleischs zu erfassen, um eine optimale Passung und Funktionalität der Prothese zu gewährleisten.

5. Modellerstellung (Zahntechniker):
Nach der Funktionsabformung stellt der Zahntechniker erneut Modelle her, auf denen er mithilfe von Bissschablonen oder Bissregistraten Hilfsmittel vorbereitet, die die genaue Relation von Oberkiefer zu Unterkiefer bestimmen.

6. Bissregistrierung (Zahnarztpraxis):
In diesem Schritt wird die Beziehung zwischen Ober- und Unterkiefer des Patienten ermittelt. Hierfür verwendet der Zahnarzt spezielle Materialien und Techniken, um festzustellen, wie die Kiefer zueinanderstehen. Dies ist entscheidend für den späteren Komfort und die Funktionalität der Prothese. 

7. Erste, und wenn nötig, zweite Anprobe (Zahnarztpraxis):
Die Prothese wird zunächst provisorisch gefertigt und dem Patienten zur Anprobe präsentiert. Hierbei wird überprüft, ob Korrekturen bezüglich Passform, Bisslage oder Ästhetik und Phonetik notwendig sind. Nach Anpassungen erfolgt eine zweite Anprobe.

8. Fertigstellung (Dentallabor):
Basierend auf den Rückmeldungen und Anpassungen aus den Anproben wird die Prothese im Labor fertiggestellt. Dabei wird auf eine hohe Ästhetik und Funktionalität geachtet.

9. Eingliederung (Zahnarztpraxis):
Im letzten Schritt wird die fertige Prothese dem Patienten eingesetzt. Hierbei wird sichergestellt, dass sie perfekt sitzt und der Patient sich mit dem neuen Zahnersatz wohl fühlt.

1.5 Digitaler Herstellungsprozess

Der digitale Fertigungsprozess für Totalprothesen sorgt für präzise Ergebnisse und verbessert die Effizienz sowie die Genauigkeit.

1. Digitaler Produktionsprozess:
Der gesamte Prozess erfolgt digital, was eine hohe Vorhersagbarkeit, Konsistenz und Reproduzierbarkeit ermöglicht.

2. Abformung mit Intraoralscanner:
Statt traditioneller Abformmassen wird ein Intraoralscanner verwendet, der eine digitale Abbildung der Mundhöhle erstellt. Dies ermöglicht eine präzise und komfortable Abformung ohne das herkömmliche Unbehagen.

3. Bissregistrierung mit digitalen Modellen:
Die digitale Technologie erlaubt es, die Bissregistrierung und Kieferbewegungen direkt mittels spezieller Hard- und Software direkt im Patientenmund zu ermitteln. Die erfassten Daten der Kieferrelation und der Bewegung des Unterkiefers kommen automatisch in der Designsoftware zur Anwendung.

4. Prothetische Diagnostik und Zahnaufstellung:
Unter Verwendung der digitalen Daten wird ein virtueller Avatar des Patienten erstellt. Auf dieser Basis erfolgt die digitale Zahnaufstellung, wobei die Position und Ausrichtung der Zähne virtuell geplant werden.

5. Digitale Anproben und Anpassungen:
Mittels der digitalen Technologie können Anproben und notwendige Anpassungen virtuell durchgeführt werden, was eine schnelle und effiziente Anpassung ermöglicht.

6. Fertigstellung:
Die finalen digitalen Daten der Totalprothese werden in CAD-Software konstruiert und über CAM-Software zur Fräsmaschine gesendet, wo die Prothese aus dem ausgewählten Material hergestellt wird.

1.6 Die Unterschiede: Vor- und Nachteile der analogen und digitalen Verfahren

1. Passgenauigkeit und Schrumpfung

Digital: Im digitalen Prozess ist die Passgenauigkeit von Prothesen oft höher, was zu einer höheren Konsistenz und geringeren Fehlerquote führt. Dies liegt daran, dass der digitale Abdruck und die computergestützte Herstellung eine sehr präzise Wiedergabe der Mundverhältnisse ermöglichen. 

CAD/CAM-Systeme reduzieren menschliche Fehler und erhöhen die Präzision. Zudem entfallen die bei traditionellen Materialien auftretenden Schrumpfungen, die bei der Aushärtung von Abformmassen oder Gussmaterialien entstehen können.

Analog: Bei der analogen Herstellung besteht das Risiko einer gewissen Schrumpfung der Materialien während des Abbinde- oder Aushärtungsprozesses. Dies kann die Passgenauigkeit der fertigen Prothese beeinträchtigen und erfordert oft zusätzliche Anpassungen beim Patienten. Die Passgenauigkeit kann bei analogen Methoden variieren, da sie stark von der Handwerkskunst des Technikers abhängt. Traditionelle Materialien wie Gips, die bei der Modellerstellung verwendet werden, können schrumpfen oder sich verzerren, was die Genauigkeit beeinträchtigt.

2. Funktionsabformung

Digital: Eine Herausforderung der digitalen Technik ist die Funktionsabformung. Während die digitale Erfassung der statischen Verhältnisse des Gebisses gut funktioniert, ist es schwieriger, die dynamischen Aspekte der Mundbewegungen (wie Kauen oder Sprechen) digital präzise zu erfassen. 

Analog: Die analoge Funktionsabformung ermöglicht es, die individuellen dynamischen Mundbewegungen des Patienten genauer zu erfassen. Dies ist besonders wichtig für die funktionelle Passform und den Komfort der Prothese.

3. Anpassungsfähigkeit im Workflow

Digital: Der digitale Workflow bietet viele Vorteile (Prozesse schneller vorhersehbarer), ist aber in Bezug auf die Anpassungen während der Behandlung noch begrenzt. Meist sind nur kleinere Anpassungen der Zahnaufstellung chairside (also direkt am Behandlungsstuhl) möglich. Größere Anpassungen erfordern oft einen Rücklauf in den digitalen Planungs- und Herstellungsprozess.

Analog: Die analoge Methode erlaubt umfangreichere Anpassungen direkt in der Zahnarztpraxis. Dies kann besonders vorteilhaft sein, wenn während der Anprobe unerwartete Änderungen notwendig werden. Die Möglichkeit, direkt und flexibel auf solche Situationen zu reagieren, ist ein klarer Vorteil der traditionellen Vorgehensweise.

Zusammenfassend bieten digitale Verfahren in vielen Aspekten der Prothesenherstellung Vorteile, besonders in Bezug auf Präzision und Workflow-Effizienz, während analoge Methoden durch ihre Anpassungsfähigkeit und bewährte Techniken in bestimmten Situationen immer noch unersetzlich sein können.
 

1.7 Totalprothesen – Präzise gefertigt für bessere Funktionalität und Patientenkomfort

Die Fertigung von Totalprothesen steht kurz vor einer revolutionären Entwicklung, bei der digitale CAD/CAM-Technologien zunehmend im Mittelpunkt stehen. Diese fortschrittlichen Methoden bieten kosteneffizientere und schnellere Herstellungsprozesse, präzisere Ergebnisse sowie eine verbesserte Erfahrung für Patienten. Zukünftige technologische Neuerungen könnten die Unterschiede zwischen herkömmlichen und digitalen Verfahren weiter reduzieren und noch genauere, patientengerechtere Prothesen ermöglichen.

Fachleute, die Interesse an innovativen digitalen Fertigungslösungen für Totalprothesen haben, finden bei imes-icore umfassende Beratung und maßgeschneiderte Produkte. Wir laden Sie herzlichst ein, sich mit uns in Verbindung zu setzen.